Ethische Herausforderung gemeinsam angehen: Ethik-Komitee informiert über assistierten Suizid

assistierter suizid


Wie sollen Pflegekräfte, Ärzt:innen und ehrenamtliche Helfer:innen reagieren, wenn schwerstkranke Menschen um Hilfe beim Sterben bitten? Diese Frage beschäftigt das Palliativ-Netzwerk Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel seit langer Zeit. Das Ambulante Ethikkomitee des Netzwerkes hat deshalb Mitte Mai für seine Mitglieder eine Fortbildung zum Thema „Assistierter Suizid" angeboten. Das Interesse war überwältigend: Rund 70 Teilnehmende füllten das wewole FORUM im City Center Herne. Die Veranstaltung war innerhalb kurzer Zeit ausgebucht. Zwei Stunden lang suchten Referenten und Plenum gemeinsam nach Antworten auf schwierige Fragen.

Drei Experten legten das Fundament für die Diskussion. Lars Rosner vom Evangelischen Johanneswerk in Castrop-Rauxel berichtete aus der täglichen Arbeit. Er schilderte, wie Mitarbeitende in stationären Einrichtungen auf konkrete Sterbewünsche von Patienten oder Bewohnern reagieren können und welche Unterstützung sie brauchen. Prof. Dr. Martin Rehborn brachte Klarheit in die rechtliche Situation. Der Fachanwalt für Medizinrecht aus Köln erklärte: Das Bundesverfassungsgericht hat 2020 ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben anerkannt. Suizidhilfe ist unter bestimmten Bedingungen erlaubt. Wichtig ist, dass der Wunsch freiverantwortlich und wohlüberlegt ist. Dr. Wolf Diemer, Palliativmediziner beim Palliativ-Medizinischen Konsiliardienst (PKD) Herne|Castrop-Rauxel, zeigte auf, was Palliativmedizin in diesem Kontext zu leisten vermag. Viele Sterbewünsche entstehen aus Angst – vor Schmerzen, vor dem Verlust der Würde oder davor, anderen zur Last zu fallen. Die Palliativmedizin kann hier oft helfen und Alternativen aufzeigen.

Eigene Haltung entwickeln
Moderiert wurde die Veranstaltung von Hartwig Trinn von der St. Elisabethgruppe. Der Krankenhausseelsorger stellte sicher, dass alle zu Wort kamen. In Kleingruppen sammelten die Teilnehmenden ihre Fragen. Diese wurden dann gemeinsam in der großen Runde besprochen. „Es war beeindruckend zu sehen, wie viele Menschen gekommen sind", sagte Karin Leutbecher, Vorsitzende des Palliativ-Netzwerks. „Das zeigt, wie wichtig es ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen." Dr. Wolfgang Scherbeck und Karola Rehrmann vom Ambulanten Ethikkomitee hatten gemeinsam mit Karin Leutbecher die Fortbildung organisiert. Sie werden nun die Ergebnisse auswerten. Das Komitee steht zudem für Beratungen zur Verfügung, wenn Einrichtungen oder Menschen mit konkreten Fragen zum assistierten Suizid konfrontiert werden. Karin Leutbecher: „Unser Ziel ist, alle Netzwerkpartner zu ermutigen, sich mit diesem komplexen Thema zu befassen und eine eigene Haltung zu entwickeln. Unsere Fortbildung war ein wichtiger erster Schritt in diese Richtung.“

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