Palliativ-Netzwerk machte mit Theaterstück "Was ist nur mit Herrn
Lehmann los?" Familien Mut zu Gesprächen über Abschied, Trauer und
Verlust
Herne / Castrop-Rauxel, im Oktober 2025. Wie wichtig ein offener Umgang mit Tod und
Trauer für Familien mit kleinen Kindern ist, zeigte Ende September das Theaterstück "Was
ist nur mit Herrn Lehmann los?" im Wichernhaus Castrop-Rauxel. Die Veranstaltung der AG
"Junge Familien" des Palliativ-Netzwerkes Herne, Wanne-Eickel, Castrop-Rauxel zog Eltern
mit Kindergarten- und Grundschulkindern an, die persönliche Verluste zu verarbeiten
hatten oder Gesprächsimpulse suchten.
Die meisten Besucherinnen und Besucher brachten unterschiedliche Erfahrungen mit. Eine
Vierjährige trauerte um ihre geliebte Uroma, die mit 94 Jahren gestorben war. Eine Fünfjährige
hatte bereits drei Verluste erlebt: den Tod des Familienhundes, die tödliche Krankheit eines
nahen Freundes und vor wenigen Tagen erst den Abschied von der Uroma, die die Familie noch
im Krankenhaus besucht hatte. Die Eltern des Mädchens hatten anfänglich gehofft, ein
Verschweigen des Verlusts würde die traurigen Gefühle verschwinden lassen. "Dafür haben wir
die Quittung bekommen", sagte die Mutter über die belastende Erfahrung. Die kleine Tochter,
gerade erfolgreich trocken, nässte wieder ein und litt unter Alpträumen. Heute spricht die
Familie offener über den Tod. Das Theaterstück gab ihr zusätzliche Impulse. Und so konnte die
kleine Tochter ihre Gefühle nach dem Tod der Uroma zum Ausdruck bringen: "Jetzt habe ich drei
Engel im Himmel, die auf mich aufpassen."
Die Clowninnen Totte und Trulla, gespielt von Sylvie Blätgen und Ulli Sonderhüsken, begleitet
von Bühnenhund Motte, holten die Kinder dort ab, wo sie standen. Sie räumten die Kulisse von
der Bühne auf den Boden des Zuschauerraums, um auf Augenhöhe mit den Kleinen zu sein. Ein
Geburtstag sollte gefeiert werden. Die Kinder halfen begeistert mit, den Tisch zu decken.
Alles war für die Feier bereitet, nur Herr Lehmann fehlte, ein kleiner bunter Vogel und der beste
Freund von Motte, Totte und Trulla. Die drei fanden ihn tot vor dem Haus: "Er liegt auf dem
Rücken, Beine in die Luft. Das Herz schlägt nicht mehr." Totte und Trulla versuchten vergebens,
den Freund wiederzubeleben. Sie weinten über den Verlust, erinnerten sich an schöne
gemeinsame Zeiten und machten sich Gedanken über den Verbleib des Verstorbenen.
Dabei stellte Trulla Fragen, die alle Kinder beschäftigen: Was passiert mit einem Sarg in der
Erde? Warum passt ein großer Körper in eine kleine Urne? Totte gab Antworten, die gut zu
verstehen waren und keine Angst machten. Herr Lehmann fand seine letzte Ruhe in einer
schönen Schachtel. Gemeinsam mit den Kindern wurde der Sarg mit Glitzer beklebt. Zum
Schluss pusteten alle Seifenblasen in den Himmel – verbunden mit guten Wünschen für Herrn
Lehmann.
"Mit Hilfe des Theaterstücks erfahren Eltern, wie kindgerechte Gespräche über Tod und Trauer
gelingen können und wie gut sie den Kindern tun", betont Karola Rehrmann, Mit-Organisatorin,
Trauerbegleiterin und Koordinatorin beim Ambulanten Hospizdienst in Herne. "Die Erfahrungen
der Familien bestätigen, dass Kinder einen Raum brauchen, in dem sie ihre Gefühle ausdrücken
und Fragen stellen können." Nina Vogel, Koordinatorin und Trauerbegleiterin beim Ambulanten
Hospizdienst Castrop-Rauxel und Mitorganisatorin, ergänzt: "Das Theaterstück hat einen
wunderbaren Einstieg geboten. Die Resonanz zeigt, wie groß der Bedarf an solchen Angeboten
ist."
Nach dem Theaterstück stöberten die Eltern an einem Büchertisch, auf dem die
Familientrauerbegleiterin Martina Hosse-Dolega aus Castrop-Rauxel thematisch passende
Kinder- und Jugendbücher ausgelegt hatte. Für Gespräche und Fragen standen ebenso Birgit
Aulich und Gerhild Uhling vom Institut für Familientrauerbegleitung Gelsenkirchen zur
Verfügung.
